7 Wege, um aus der Komfortzone auszubrechen

Einen Job auf der anderen Seite der Welt annehmen? Mit Kolleg*innen über eine böse Bemerkung sprechen? Oder allein in ein neues Restaurant gehen? Was für den einen eine Selbstverständlichkeit ist, kann sich für den anderen wie das Überschreiten der eigenen Komfortzone anfühlen. Was auch immer es für dich bedeutet: Der Blick über den Tellerrand und das Entwickeln einer wachstumsorientierten Denkweise kann deine Karriere und dein Leben bereichern.
Die Psychologin Madelief Falkmann entführt dich in die Welt außerhalb deiner Komfortzone.
Was bedeutet wachstumsorientierte Denkweise?
In ihrem Buch Mindset hat die Psychologieprofessorin Carol Dweck von der Stanford University die Begriffe wachstumsorientierte Denkweise („growth mindset”) und starre Denkweise („fixed Mindset) definiert. „Dweck sagt, dass die Art und Weise, wie man seine eigenen Fähigkeiten und Talente betrachtet, in hohem Maße bestimmt, wie diese sich entwickeln werden“, erklärt Madelief.
Menschen mit einer wachstumsorientierten Denkweise finden es nützlich und haben Spaß daran, sich weiterzuentwickeln, sodass sie dies schneller tun. „Sie sind motiviert, weiter zu lernen, schöpfen Energie aus schwierigen Aufgaben und geben nicht so schnell auf, wenn es schwierig wird. Veränderungen werden als Lernherausforderung gesehen”.
Das Gegenteil ist bei Menschen mit einer starre Denkweise der Fall. Sie ziehen es vor, sich auf das zu konzentrieren, was sie bereits können – sie bleiben in ihrer Komfortzone – und stagnieren daher häufiger in ihrer Entwicklung. Sie wählen den sicheren Weg. „Viele Menschen haben eine starre Denkweise, weil uns beigebracht wird, beständig und unveränderbar zu sein“, sagt Madelief.
Wachstumsorientierte vs. starre Denkweise
Jemand mit einer wachstumsorientierten Denkweise sieht Intelligenz, Fähigkeiten und Talente als etwas, das man sich selbst beibringen oder verbessern kann. Sie sehen Probleme als Herausforderungen und Rückschläge als Lernchancen.
Jemand mit einer starren Denkweise sieht dieselben Qualitäten als etwas Feststehendes, etwas, mit dem man geboren wird und das man nicht verbessern kann. Sie nehmen Feedback oft als Kritik auf und empfinden Probleme als Rückschläge.

Oder wie Carol Dweck sagt: „Bist du nicht klug genug, um das Problem zu lösen, oder hast du es nur noch nicht gelöst?” Es liegt alles an der Kraft des Glaubens, dass du dich verbessern kannst.
Auch dieses Video von After Skool veranschaulicht die Unterschiede zwischen den beiden Denkweisen sehr gut.
Woran liegt es, dass manche besser aus ihrer Komfortzone ausbrechen können als andere?
„Manche Menschen sind von Natur aus risikofreudiger als andere. Unsere Persönlichkeit bestimmt also teilweise, ob wir eine wachstumsorientierte- oder eine starre Denkweise haben”, erklärt Madelief.
Außerdem ist jeder Mensch eine Mischung aus beiden Denkweisen, erklärt Dweck gegenüber The Atlantic. Dweck: „Selbst wenn du überwiegend eine wachstumsorientierte Denkweise hast, kann es Dinge geben, die dich in eine starre Denkweise bringen.”
Aber glücklicherweise kannst du diese Wachstumsmentalität in dir selbst entwickeln. Wie? „Sich bewusst zu machen, dass es die wachstumsorientierte- und die starre Denkweise gibt, kann schon ein Augenöffner sein”, sagt Madelief.
„Aber wenn du dich dann in ein Umfeld begibst, in dem Lernen, Herausforderungen und Anstrengung im Mittelpunkt stehen und nicht Perfektion, ist das laut Dweck der beste Weg, um deine Wachstumsmentalität zu entwickeln.”
Im TED Talk „The power of believing that you can improve” (Die Kraft des Glaubens, dass du dich verbessern kannst) spricht die Psychologin und Professorin für Psychologie über eine Schule in Chicago, in der die Kinder kein „Nicht genügend” bekommen, sondern ein „Noch nicht”. Auf diese Weise wird den Kindern vermittelt, dass es eine Lernkurve gibt und dass du auf dem Weg bist, etwas zu lernen, aber noch nicht am Ziel bist.
Ein „Nicht genügend” lehrt dich, dass du nicht genug bist und es nicht schaffst. Ein „Noch nicht” lehrt dich, dass eine Verbesserung möglich ist.
So brichst du aus der Komfortzone aus
Möchtest du an deiner wachstumsorientierten Denkweise arbeiten? Dann versuche Folgendes.
1. Betrachte es als ein Experiment
Indem du deine Herausforderung als Experiment betrachtest, sagest du dir selbst, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schief geht oder versagt, ist da, aber wie schlimm ist das?
2. Spannung als gutes Zeichen deuten
Fühlst du Anspannung in deinem Körper, wenn du an eine Herausforderung oder ein Hindernis denkst? Dann bewegst du dich wahrscheinlich in einem Bereich, in dem du wachsen und dich entwickeln kannst.
Denk mal darüber nach: Wenn du ein Projekt in Angriff nimmst, bei dem du überhaupt keine Spannung spürst, bist du wahrscheinlich schon gut darin. Daran ist nichts auszusetzen, aber du wirst auch nicht viel Neues lernen.
3. Gut vorbereiten
„Ich bin sehr nervös, wenn ich etwas auf Englisch präsentieren muss”, sagt Madelief. „Ich kann dabei zwei Dinge tun: Ich bitte eine*n Kolleg*in, es zu übernehmen. Auf diese Weise bleibe ich sicher in meiner Komfortzone. Aber ich lerne auch nichts Neues. Obwohl ich Zweifel an meinen Fähigkeiten habe, könnte ich mich auch dafür entscheiden, es selbst zu tun. Wenn ich mich gut vorbereite und viel übe, werde ich darin auch besser.
Und ist es perfekt gelaufen? „Nein, aber so muss es nicht sein. Indem wir nach Perfektion streben, machen wir uns die Dinge unnötig schwer. Wir werden gestresst. Ich habe die Präsentation als eine Lernerfahrung und Experiment (siehe Punkt 1) betrachtet. Als ich fertig war, dachte ich: Wie cool, ich habe etwas Neues gemacht. Und das nächste Mal werde ich es wahrscheinlich noch besser machen als heute.”
4. 20 Sekunden Mut
„Manchmal braucht man nur 20 Sekunden wahnsinnigen Mut”, sagt Matt Damon in dem Film Wir kaufen einen Zoo. „Und ich verspreche dir, dass daraus etwas Großes entstehen wird.”
Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen, aber wenn man es dann endlich getan hat, passieren großartige Dinge.
„Du willst schon seit Jahren Eislaufunterricht nehmen, traust dich aber nicht so recht? Melde dich einfach an, gehe hin und tue es!”, rät Madelief. Die ersten zwanzig Sekunden in einer neuen Klasse voller unbekannter Leute mögen beängstigend sein, aber schon bald wirst du feststellen, dass auch die anderen noch nicht Schlittschuh laufen können und dass ihr euch gemeinsam auf diese Lernerfahrung einlasst.
5. Mach es jeden Tag anders
Um deine wachstumsorientierte Denkweise zu trainieren, musst du nichts Großes oder Umfassendes machen. Es kann auch in kleinem Rahmen geschehen, indem du neue Routinen lernst oder deine Gewohnheiten anpasst.
„Durch die präzise Anpassung täglicher Rituale kannst du in kleinem Rahmen üben, aus deiner Komfortzone herauszutreten”, sagt Madelief. „Fahre mit dem Rad zur Arbeit, frühstücke ganz anders oder besuche einen anderen Sportkurs als sonst.”
6. Freiwilligenarbeit
Neue Menschen mit neuen Hintergründen, neuen Geschichten und neuen Gewohnheiten zeigen dir, wie Dinge anders gemacht werden können. Und dass dies nicht beängstigend ist.
„Wenn ich mich bei Buurtbuik ehrenamtlich engagiere, treffe ich Menschen, die nicht in meinem eigenen Umfeld leben. Mit unterschiedlichen Nationalitäten, Interessen, finanziellem Status und Bildungsniveau. Sie bringen mir neue Perspektiven. Das ist wertvoll! Freiwilligenarbeit ist eine gute Möglichkeit, um aus der eigenen Bubble herauszukommen.”
7. Konzentriere dich auf die Erfahrung, nicht auf das Resultat
Wir alle haben schon einmal eine Gelegenheit verstreichen lassen, weil wir Angst hatten, es nicht zu schaffen oder weil wir es noch nie getan haben. Aber frag dich selbst: Ist es überhaupt wichtig, ob du es kannst?
Die Antwort ist nein. Solange dir etwas Spaß macht, musst du nicht gut darin sein. Denn wenn dir etwas Spaß macht, lernst du ganz nebenbei, wie die Dinge funktionieren.
Solange du dich auf die Erfahrung konzentrierst und das Ergebnis außer Acht lässt, macht es dir nicht nur mehr Spaß, sondern du entdeckst vielleicht auch unbewusst ein neues Talent.
Die Vorteile einer Wachstumsmentalität
Wenn du dich darauf konzentrierst, dich selbst zu verbessern, anstatt dich zu schützen, fühlst du dich nicht von anderen bedroht. Es ist wahrscheinlicher, dass du andere bewunderst, von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen lernst und dich von ihren Erfolgen inspirieren lässt.
Außerdem kommst du besser mit Feedback und Veränderungen zurecht, weil du sie nicht als Kritik oder Rückschlag ansiehst, sondern als Chance zum Lernen.
Du liebst es auch, neue Dinge zu lernen, was dich dazu bringt, beharrlich an deinen Zielen zu arbeiten. Das hilft dir, kreativ zu sein und die richtigen Lösungen zu finden.
Und schließlich bringt es Freiheit. Eine Freiheit, die dadurch entsteht, dass du dich nicht von einschränkenden Gedanken und Überzeugungen zurückhalten lässt. Du schaffst Platz für neue Möglichkeiten und Chancen und hast die Motivation und den Antrieb, es zu schaffen, zu scheitern und es wieder zu schaffen, schreibt das Wirtschaftsmagazin Forbes.
Ein bisschen zu viel des Guten?
Laut Madelief hat die Wachstumsmentalität auch eine Kehrseite. Schließlich kann man es auch übertreiben. „Wenn du ständig damit beschäftigt bist, neue Erfahrungen zu sammeln, Herausforderungen zu meistern und dich weiterzuentwickeln, vergisst du, über frühere Erfahrungen nachzudenken. Das kann zu Unruhe und Anspannung führen.”
„Deshalb solltest du dir Zeit zum Lernen und Nachdenken lassen, bevor du dich der nächsten Herausforderung stellst.” Mit anderen Worten: Wachse, aber experimentiere in Maßen.